1  INHALT

Mit seinen 95 Thesen gegen den Ablass löste Martin Luther 1517 nicht die gelehrte Diskussion aus, die er eigentlich im Sinn hatte, sondern eine Revolution in der abendländischen Christenheit. Ein wesent­licher Motor der Beschleunigung dieser Entwicklung war der unmittelbar in Gang gesetzte Ketzerpro­zess gegen Luther, der 1520/21 mit der Lehrverurteilung und Exkommunikation Luthers und seiner Anhänger sowie der Verhängung der Reichsacht an sein Ende kam. Dank des aufblühenden Druck­gewerbes nahm die Öffentlichkeit daran unmittelbar Anteil.

Worum ging es in diesem Prozess? Welche Themen beherrschten die Auseinandersetzung zwischen dem Wittenberger Professor und seinen Gegnern? Wie entstand daraus die moderne Gestalt „konfes­sionellen“ Christentums? Mit der gründlichen und methodischen Lektüre von Quellen wollen wir uns den Entscheidungsjahren der Reformation nähern. In Verbindung damit werden Grundfragen kirchen­geschichtlichen Arbeitens vorgestellt.

2  LITERATUR

Texte und Aufgaben werden auf Moodle zur Verfügung gestellt.
Zur Einführung: Reinhard Schwarz, Luther, 4. Aufl. 2014 (UTB 1926); Thomas Kaufmann, Erlöste und Verdammte. Eine Geschichte der Reformation, 2016.

3  VORAUSSETZUNGEN

Latinum, mindestens Latein I. Das Proseminar richtet sich an Studierende im Grundstudium; Vorkennt­nisse sind nicht erforderlich.

4  ANFORDERUNGEN

Regelmäßige Teilnahme, Vorbereitung und Mitarbeit, ggf. Übernahme von Kurzinfos; schriftliches Essay mit Besprechung.

5  LEISTUNGSPUNKTE

Regelmäßige Teilnahme 3 LP, Proseminararbeit 5 LP.


1 INHALT

Die Vorbereitung auf eine Examensprüfung im Fach Kirchengeschichte stellt Studierende erfahrungsgemäß vor Herausforderungen. Allein die Fülle des Stoffs von 2000 Jahren gelebtem Christentum lässt es oft schwer erscheinen, sich einen Überblick über die ‚wesentlichen‘ Inhalte und Fragestellungen zu verschaffen. Um Frustrationserfahrungen und Verunsicherungen zu vermeiden, gilt es in der Vorbereitung, einen Pfad durch den auf den ersten Blick unübersichtlichen Dschungel aus Jahreszahlen, Namen und Ereignissen zu finden. Dabei können eigene Vorlieben und Vorkenntnisse ebenso eine Rolle spielen wie die konkreten Prüfungsanforderungen sowie bewährte Lernstrategien. Gerade die Examensvorbereitung im Fach Kirchengeschichte bietet zugleich ein enormes Potential für positive ‚Aha-Erlebnisse‘, insofern bisherige Wissenslücken geschlossen und übergreifende Zusammenhänge deutlich gemacht werden. Das Repetitorium versteht sich als ein Angebot zur Hilfestellung, um in diesem Sinne eine gelungene Vorbereitung auf das Examen zu ermöglichen. Das Ziel der Veranstaltung ist es entsprechend, durch Hilfen zur Strukturierung, Wiederholung und Reflexion des kirchengeschichtlichen Stoffes den Blick für das Wesentliche und zugleich das Schaffbare in der Vorbereitung zu schärfen. Mögliche Arbeitsgänge des Repetitoriums können sein:
Wiederholung von zentralen Teilabschnitten aus dem kirchenhistorischen Grundwissen
Erarbeitung von Lernübersichten und Leitfragen für Zeitabschnitte oder Längsschnitt-Themen
Auseinandersetzung mit theologischen Konzeptionen von Kirchengeschichte
Tipps zum Umgang mit Lehrbüchern und anderer Literatur
Reflexion und Simulation von möglichen Prüfungsformen (Probeklausur, mündliche Prüfung)
Diskussion von Fragen aus der individuellen Vorbereitung oder aus Lerngruppen
Der genaue Arbeitsplan kann entsprechend den Interessen und Bedürfnissen der Teilnehmenden angepasst werden.

2 LITERATUR

Literatur zur Vorbereitung auf das Examen wird in der Veranstaltung vorgestellt werden. Für alle, diesich bereits im Vorfeld (wiederholend) mit den Grundkenntnissen beschäftigen wollen, sei empfohlen:
- Bernd Moeller, Geschichte des Christentums in Grundzügen, Göttingen 2011 [Zehnte Auflage].

3 VORAUSSETZUNGEN

Das Repetitorium richtet sich an Studierende in bzw. kurz vor der Examensvorbereitung.

4 ANFORDERUNGEN Intensive Vorbereitung und Mitarbeit. Neben dem Sammeln und Ergänzen der eigenen Wissens-bestände ist die Bereitschaft erforderlich, im Laufe des Semesters Referate zu übernehmen und gemeinsam über Wege zu einer gelungenen Examensvorbereitung zu reflektieren.

5 LEISTUNGSPUNKTE

6 LP.


1 INHALT

Das Bekenntnis des Glaubens gehört von Beginn an zu den Grundvollzügen christlichen Glaubens. Jede Generation steht vor der Herausforderung, die Grundlagen ihres Hoffens und Handelns, Betens und Denkens unter den Voraussetzungen der eigenen Gegenwart zu formulieren. Gerade die reformatorischen Kirchen haben diese Aufgabe in die Wiege gelegt bekommen. 2021 jährt sich der berühmte Auftritt Martin Luthers vor dem Reichstag zu Worms zum fünfhundertsten Mal. Aufgefordert, seine Thesen zu einer Reform kirchlicher Praxis und Lehre zu widerrufen, stellte sich Luther damals unter Berufung auf Bibel und Gewissen gegen die Macht von Kaiser und Papst und wurde somit zum bisweilen verklärten Urbild protestantischen Bekennermutes. Aus der Notwendigkeit, die „eigene“ Wahrheit gegenüber dem Widerstand der etablierten Kirche zu behaupten, erwuchs dem Protestantismus ein bleibender „Hang zum Bekenntnis“, welcher sich besonders in der Formulierung von Bekenntnisschriften äußerte. Vom Augsburger Bekenntnis 1530 bis zur Barmer Theologischen Erklärung von 1934 sahen sich protestantische Christ*innen in unterschiedlichen Kontexten dazu bewegt, ihren Glauben vor bzw. im Gegenüber zu ihrer Umwelt zu erklären. Ausgehend vom Jubiläum des Wormser Reichstags möchte das Seminar verschiedene Ansätze der protestantischen Bekenntnisbildung in kirchenhistorischer Perspektive verfolgen: Was wird bekannt? Wie bilden sich dabei „Konfessionen“? Mit welchem Verständnis von „Bekennen“ und „Bekenntnis“ verbinden unterschiedliche Generationen jeweils die Explikation ihres Glaubens? Diesen Fragen möchten wir anhand ausgewählter Quellen zwischen Worms und Barmen nachgehen. Das Seminar stellt inhaltlich eine Vorbereitung auf die Blockübung Nr. 304 „Bekennen und Bekenntnis von Worms nach Barmen“ dar. Beide Lehrveranstaltungen können auch unabhängig voneinander besucht werden.

2 LITERATUR

Wird im Seminar bekannt gegeben.

3 VORAUSSETZUNGEN

Kirchengeschichtliches Proseminar, möglichst Latinum.

4 ANFORDERUNGEN Regelmäßige Vorbereitung und Mitarbeit, Übernahme der Expert*innen-Rolle für eine Sitzung.

5 LEISTUNGSPUNKTE

Seminar: 4 LP, Hauptseminararbeit 6 LP.

 1  INHALT

Schon im ersten Jahrhundert ihrer Geschichte fielen die Christen durch die Praxis der Nächstenliebe auf. Und auch heute bekommen christlicher Glaube und Kirchen am ehesten Zustimmung und Sympa­thie für eine mit ihnen verbundene Ethik und Praxis der Nächstenliebe. Diese Praxis ist von Anfang nicht einfach nur eine individuelle Haltung, sondern sie wird als Teil christlicher Identität propagiert und organisiert, im protestantischen Kontext seit dem 19. Jahrhundert unter dem Label „Diakonie“.

Die Vorlesung beschäftigt sich mit Fragen wie: Wie gewinnt die christlich motivierte Praxis der Nächs­tenliebe Gestalt? Wie wird sie begründet und reflektiert? Wie hängt sie mit geschichtlichen Verände­rungen zusammen? Dazu werden ausgewählte Quellen aus allen Epochen der Kirchengeschichte gesichtet und befragt; die Betrachtung der speziellen Thematik ist insofern eingebettet in einen kir­chengeschichtlichen Überblick.

Arbeitsblätter und Texte werden auf Moodle zur Verfügung gestellt.

Das Tutorium ist ein Angebot, die Inhalte der Vorlesung durch Quellenlektüre und die Erörterung von Fragen zu vertiefen.

2  LITERATUR

Die relevanten Quellen sind enthalten in: Geschichte der Diakonie in Quellen, hg. von Wolfgang Maaser und Gerhard K. Schäfer, 2 Bde., 2016­­-2020.

Epochenübergreifende Darstellungen: Gottfried Hammann, Die Geschichte der christlichen Diakonie. Praktizierte Nächstenliebe von der Antike bis zur Reformationszeit, 2013; Erich Beyreuther, Geschichte der Diakonie und Inneren Mission in der Neuzeit, ³1983.

3  VORAUSSETZUNGEN

Keine. Die Vorlesung ist für Studierende aller Studienphasen und für Gasthörerinnen und Gasthörer geeignet.

4  ANFORDERUNGEN

Mitdenken und Fragen ist erwünscht. Eine mündliche Vorlesungsprüfung (mit Absprache von inhalt­lichen Schwerpunkten) ist möglich (entweder im Rahmen der ZP/Basismodul KG oder Vorlesungs­prü­fung im Wahlbereich).

5  LEISTUNGSPUNKTE

2 LP, Tutorium 1 LP, mündliche Prüfung 3 LP.