Krieg, Zerstörung und Vertreibung gehören heute zu den bitteren Erfahrungen vieler Menschen. Sie sind auch die Erfahrungen der Menschen, die kurz nach Ende des jüdisch-römischen Krieges die Evangelien verfasst haben. Die Evangelien schildern, wie schwer es ist, weiterzumachen wie bisher, wenn keine Lösungen in Sicht sind. Einige Menschen sind vom Krieg traumatisiert, andere wissen weder ein noch aus.
Die biblischen Texte kritisieren oft in eindeutiger Weise die Unterdrückung durch die Herrschenden. Dennoch haben die christlichen Kirchen über Jahrhunderte unter Berufung auf die Bibel hierarchische Machtstrukturen aufgebaut und die Kolonialisierung ganzer Völker unterstützt. Postkoloniale Stimmen fordern uns heute auf, die biblischen Texte kritischer zu lesen.
Deshalb fragen wir bei der diesjährigen Sommerakademie nach der imperialen Wirkungsgeschichte biblischer Texte und nach Möglichkeiten, sie anders zu lesen. Wir suchen nach einer politischen und spirituellen Lektüre, die gegenüber Dominanz und Herrschaftsausübung (selbst)kritisch ist und uns Kraft gibt, uns den heutigen Mächten zu stellen.

Bitte rufen Sie den entsprechenden Kurs unter "0. Fächerübergreifendes" auf!

EinFührung in die Kritische Männlichkeitsforschung

Vorlesung SoSe 2023

Prof’in Dr. Claudia Janssen

Kritische Männlichkeitsforschung bezeichnet einen aktuellen Forschungsbereich der Geschlechterforschung, der danach fragt, wie Männlichkeit bzw. männliche Identität(en) sozial konstruiert werden. Besonders einflussreich ist das von Raewyn Connell entwickelte Konzept hegemonialer Männlichkeit, das ein System verschiedener einander zugeordneter Männlichkeiten (masculinities) beschreibt. International gibt es seit den 1990er Jahren erste Ansätze männlichkeitskritischer Theologie, im deutschsprachigen Bereich seit den 2000er Jahren. Ein Schwerpunkt in der Exegese liegt auf der Analyse hegemonialer Männlichkeit im antiken gesellschaftlichen Umfeld anhand von literarischen Quellen, aber auch von Statuen und anderen bildlichen Darstellungsformen. Zu den Evangelien und Fragen der Männlichkeit Jesu und des Paulus entwickelt sich seit einigen Jahren eine umfassendere Forschung. Diese Untersuchungen zeigen, dass neutestamentliche Schriften die sozialen und kulturellen Geschlechterkonstruktionen ihrer Zeit reproduzieren, aber auch reflektierte Gegenentwürfe zu diesen bieten.


BLOCKVERANSTALTUNG

Sa., 03.06.2023 (10.00-16.00 Uhr)

Fr., 16.06.2023 (16.00 Uhr) – Sa., 17.06.2023 (18.00 Uhr)

Mi., 28.06.2023 (14.00-16.00 Uhr)

Vorbesprechung: Mi., 19.04.2023, 14.15-15.00 Uhr


1 INHALT

Disability Studies erzählen andere Geschichten über Behinderungen (Garland-Thomson), die diese nicht als defizitäre, sondern als produktive Kategorie erschließen und damit einen Perspektivwechsel initiieren. In den USA und Großbritannien wird Disability derzeit zu einer Querschnittsdimension der Theologie. In Deutschland gibt es erste Ansätze die z.B. nach neuen Interpretationen und Herme- neutiken für neutestamentlichen Heilungsgeschichten oder nach der Perspektivität der Theologie zwischen Dis/Ability-Sensibilität und Ableismuskritik fragen.

Die Übung bereitet vor und nimmt teil an der Netzwerktagung „Disability und Theologie“, welche vom 16.-17.6.2023 von dem Institut für feministische Theologie, Theologische Geschlechterforschung und soziale Vielfalt an der KiHo veranstaltet wird. Die Netzwerktagung will verschiedene theologische Disziplinen zusammenbringen, um gemeinsam Ansätze einer Theologie zu entwickeln, die (Dis)ability theologisch reflektiert und eine intersektionale Theologie von Leib und Körper, Vulnerabilität und Vielfalt entfaltet.

Vor der Netzwerktagung wird ein Studientag in die Theorie der Disability Studies in der Theologie einführen, die Studierenden nehmen dann an der Netzwerktagung teil, abschließend findet eine Sitzung zur Reflexion und Diskussion des Themas statt.