Hörsaal 4


1 INHALTpage10image60286480 page10image45038000

Das Buch Micha gehört zu den kleinen Propheten. Es geht in seinem Ursprung auf den Propheten Micha zurück, den keinen Zeitgenossen des Propheten Jesaja, der in den letzten Jahrzehnten des 8. Jahrhunderts v.Chr. im Südreich Juda wirkte. Anders als Jesaja gehört Micha nicht zur Jerusalemer Oberschicht; als Bewohner des Dorfes Moreschet-Gat ist er ein signifikanter Vertreter der Sippen- weisheit. Seine Worte gegen „Israel“/„Jakob“ sind dabei charakteristisch für die frühe Gerichts- prophetie: Unheilsankündigungen gegen die Gottesstadt und sozialkritische Schuldaufweise (vor allem gegen die Herrschenden) prägen seine Botschaft; sie spitzen sich in der Ankündigung der Zerstörung des Zion (3,12) zu. Heilsankündigungen wie die Völkerwallfahrt zum Zion (4,1ff; darunter das in der Friedens-bewegung der 70er und 80er Jahre viel zitierte „Schwerter zu Pflugscharen“) und eine „messianische Weissagung“ (5,1ff) knüpfen daran an. Gehen sie auch auf denselben Propheten zurück oder verdanken sie sich der redaktionellen Bearbeitung des Buchs?

Die Lektüre wendet sich diesem kleinen Prophetenbuch zu und führt damit in das Wesen israelitischer Prophetie ein. Zugleich sollen Grundlagen der hebräischen Sprache (Formenlehre und Syntax) aufge- frischt, wiederholt und vertieft werden. Dabei werden auch die Textbeobachtungen besprochen, die zur Unterscheidung von Tradition und Redaktion, (gesprochenem) Prophetenwort und (literarischer) Fortschreibung geführt haben.

2 LITERATUR

Zur Wiederholung der hebräischen Grammatik empfehle ich:
- A.B. Ernst, Kurze Grammatik des Biblischen Hebräisch, 6. Aufl. 2022 (oder frühere Auflage)

Zur Einführung in das Buch Micha:
- W.H.Schmidt, Einführung in das Alte Testament, 5. Auflage 1995, § 17, 225- 229
- Jan Chr.Gertz, Grundinformation Altes Testament, 5. Aufl. 2016, 395-397
Und zur Vertiefung (insbesondere für Examenskandidat*innen) die Kommentare:
- H.W.Wolff, Dodekapropheton 4. Micha, BK AT14/4, 198
- J.Jeremias, Die Propheten Joel, Obadja, Jona, Micha, ATD 24,3, 2007, 113-232

3 VORAUSSETZUNGEN

Die Übung ist für Studierende aller Semester, die Interesse an der hebräischen Sprache und dem Alten Testament haben, geeignet – auch für die, deren Hebräisch bedrohlich geschwunden ist, ideal also zur Fortsetzung des Hebräischkurses und zur Examensvorbereitung. Das Hebraicum ist jedoch Voraussetzung.

4 ANFORDERUNGEN

Regelmäßige Teilnahme und ein wenig Vorbereitung der – sprachlich meist mittelschweren – Texte hebräischer Poesie (etwa eine halbe bis eine Seite Biblia Hebraica wöchentlich).

5 LEISTUNGSPUNKTEundPRÜFUNGEN

Bei regelmäßiger Teilnahme (nicht mehr als zwei Fehlstunden) gibt es 2 LP. Bei unregelmäßiger Teil- nahme (nicht mehr als vier Fehlstunden) gibt es 2 LP unter der Voraussetzung einer kleinen münd- lichen Lese- und Übersetzungsprüfung zu den in der Übung besprochenen Texten.